Ha! Geht doch! 6 Uhr morgens in Deutschland
Bevor es jetzt wieder zu heiß wird, um Winterszenen zu schreiben, bin ich schon um 6 Uhr an den PC gegangen. Geht doch, hier ein kurzes Schnipselchen (ist nur noch nicht überarbeitet), den Wald mit den erfrorenen Tieren hab ich natürlich auch im Kasten:
Als die wirbelnden
Lichter verblassten, sah Rat de Thorn sich unter einer weiteren
Glaskuppel stehen, er seufzte tief. Diese hier stand im Inneren eines
uralten, verfallenen Marmorschlosses. Der Plattform gegenüber befand
sich ein eigenartiges kleines Gebäude. Errichtet aus Marmorblöcken
die man anscheinend aus der Mauer gesägt hatte. Davor war ein
kleiner Teich, dessen Wasserpflanzen vereiste, filigrane Kunstwerke
waren.
Melville deutete
darauf und fragte: „Was ist das?“
„Ein Grab“,
antwortete Prinz Laith kurz.
Durch Risse in den
Mauern konnte Rat de Thorn auf den schneebedeckten Wald blicken. Er
zog sich hinunter bis zu einem Meer, das vom Wind aufwühlt wurde.
„Wir sollten uns
beeilen, in die Höhle des Drachen zu gelangen“, schlug er vor und
reichte seiner Gemahlin den Arm, „Damit Alastair endlich das Rätsel
dieses Winters lösen kann. Außerdem wartet meine Komposition.“
Dann stiegen der Rat und seine Gemahlin von der Plattform, die
Glaskuppel öffnete sich lautlos. Und aus dem unbekannten Wort
„Klima“ wurde eine ganz neue, ungewöhnlich persönliche
Erfahrung für Melville de Thorn.
Sturmböen fegten
durch uralte Mauerreste, wehten Kapuzen von den Köpfen, rissen an
gepflegten Frisuren und wickelten die Umhänge um ihre Körper.
Eiskalter Wind überstäubte sie mit Schneekristallen, die auf der
Haut zu kalten Rinnsalen wurde.
„Ja zum
Donnerwetter …“, bemerkte Rat de Thorn erzürnt, während Iyette
versuchte, Umhang und Haare gleichzeitig zu ordnen. Nicht nur der
Wind nahm ihnen den Atem, auch die Kälte der im Frost erstarrten
Insel durchdrang die Ahlfahr unvermittelt.
Elisabetha und Laith
sahen sich an und schüttelten den Kopf.
„Nun“, schlug
Prinz Laith vor, „ich denke, es ist besser, wir reisen zurück in
eure Paläste.“
„Das wird nicht
nötig sein. Ihr entschuldigt uns einen Moment?“
Alastair legte
sorgfältig die Kapuze seiner Jacke über den Kopf. Er zog einen
langen Schal und gefütterte Handschuhe aus seinem Beutel. Der junge
Rat wickelte sich in den Schal, seine Hände in wärmendes Leder und
erklärte seinen Eltern, die noch immer versuchten, gegen den eisigen
Wind anzukämpfen: „Dieses Klima nennt man ... Winter.“
Er kramte betont
langsam in seiner Tasche, holte Kristallstäbe daraus hervor und
reichte sie seinen Eltern: „Die habt ihr vergessen.“
„Darüber! reden
wir noch! Alastair!“, antwortete Iyette de Thorn, die sich zitternd
vor Kälte kaum noch bewegen konnte.
„Das nächste Mal,
wenn du an einem Seil von den Mammutbäumen hängst, oder am Fuß
einer vereisten Rinne liegst, bleibst du da!“, fügte Rat de Thorn
erbost hinzu. Es kann doch nicht möglich sein, dachte er,
dass kalt SO kalt ist.
Dann zog er die Luft
ein und bemühte sich an seinem Sohn vorbei auf die Wälder zu
blicken.
„Du hast ihm doch
meine unüberlegte Bemerkung, nicht weitergegeben, oder?“, fragte
er seine Gemahlin.
„Aber
selbstverständlich habe ich es ihm gesagt“, antwortete Iyette,
während sie versuchte ihren Umhang enger um sich zu ziehen.
„Meine Komposition
ist … fertig … Vater.“
„Ich habe sie noch
nicht gehört“, erwiderte Rat de Thorn. „Bis jetzt ist sie nichts
weiter als viel versprechende Noten auf Stücken von Papier.“
„Der Drache
wartet. Ich werde dir eines meiner Seile zur Verfügung stellen“,
bot Alastair an.
Melville de Thorn
und seine Gemahlin nahmen die Kristallstäbe zwischen ihre
Handflächen und schlossen die Augen, auch Alastair stand nun
schweigend und konzentriert neben seinen Eltern. Nach einiger Zeit
hatten sie eine Zone der Ruhe um die Insel errichtet, in der der Wind
erstarb. Vor allem eine Zone der Wärme um sich selbst, in der das
Klima wieder den Anforderungen des Rates de Thorn entsprach was die
allgemeine Temperatur betraf.
„Genügen uns drei
Stunden? Den Drachen zu besuchen, uns kurz mit ihm zu unterhalten und
wieder zurück zur Brücke?“ frage der junge Rat, „Danach beginnt
hier ein Schneesturm, der dem Wort Sturm eine ganz neue Bedeutung
geben wird. Und er wird Richtung Baa Wheel weiter ziehen.“
Laith nickte kurz.
„Folgt mir.“
Er stapfte durch
Schneewehen auf einen Weg zu, der aus dem zerfallenen Marmorpalast
führte.
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