Alles unter einen (Zeit) Hut, nur wie?
Eigentlich sollte der 2. Teil meines Buches schon längst fertig und bei Amazon als e-Book zur Verfügung stehen. Aber ... Da ist die Familie, da ist das Reiki-Seminar am Wochenende. Und für das Seminar ist alles fix und fertig vorbereitet, ich freue mich unglaublich darauf.
Beim Absätze neu setzen - das Skript hat ein anderes Format- sind mir zig Stellen aufgefallen, die ich anders, viel schöner, formuliert haben wollen würde. Und werde.
Und hier ist eine Leseprobe für euch. :-) Heute Nachmittag fertig geworden.
...
Ganz im Gegensatz zu Laith. Sowie der
Drache abgehoben hatte, nichts als leere Luft unter ihm war, und davon jede
Menge, der Boden sich weiter und weiter entfernte, begann alles sich vor seinen
Augen zu drehen. Er versuchte, gegen eine Übelkeit anzukämpfen, die vermutlich
so lange anhalten würde, bis er wieder festen Boden unter den Füßen hatte.
Dennoch versuchte er, in dem dicht fallenden Schnee über den Winterquartieren
der el Zobeir, ihre Spuren zu entdecken.
Doch
nichts als unberührte Schneefelder, Bäume, die unter der weißen Last kaum zu
erkennen waren, und unablässig fallende Flocken, lagen unter ihm.
Langsam überflog PJ ihr Winterquartier wieder
und wieder, doch auch er konnte keinen einzigen Hinweis auf den Weg zu den
Verstecken, zu denen sie gezogen sein mochten, erkennen. Der Drache flog weiter
in die Berge hinein, versuchte, zwischen immer dichter fallenden Flocken, Eingänge
zu irgendwelchen Höhlen zu erkennen. Nichts. Endlich, als seine Datenspeicher,
die die verbliebene Zeit berechneten, die nötig war Berge sicher vor dem Sturm
zu überqueren, alarmierende Werte zeigten, sah er einen schwarzen Schatten am
Fuß der Berge.
Der
Drache landete und rief: »Das sieht nach dem Eingang zu einer Höhle aus. Sie
müssen dort sein. Wenn nicht, sollten wir entweder jetzt so schnell wie möglich
über die Berge, oder wir müssen hier bleiben.«
Unendlich erleichtert, wenigstens für kurze Zeit wieder festen Boden
unter den Füßen zu haben, rutschte Laith
vom Rücken des Drachen hinunter und reichte Eilika seine Hand.
»Warte hier, PJ, wir gehen ein Stück in die
Höhle hinein.«
»Beeile dich, Junge, es bleibt uns nicht viel
Zeit übrig, der Wind wird immer stärker.«
Eilika
und Laith folgten einem kalten, gewundenen Gang. Die Felswände an den Seiten
wirkten wie glatt geschliffen, flackernde Lichter beleuchteten grauen, von
ockerfarbenen Streifen durchzogenen, Stein. Es roch nach verbranntem Holz, die
Geräusche vieler Stimmen und ... Tieren? ... vereinigten sich zu einem dunklen,
tiefen, sehr lautem Orchester.
»Wir
haben Glück.« Laith deutete auf Fackeln, die in regelmäßigen Abständen zwischen
den Felsen steckten.
»So eine Höhle ist ein besseres Versteck um
sich vor den Drachen zu schützen, als der Haldhyn«, meinte Eilika leise, und
sah immer wieder auf die Felsen über sich.
»Nur sehr viel kälter«, erwiderte Hazim, der
den Eingang zur großen Höhle bewachte. Die Anführer selbst sorgten dafür, dass
niemand mehr ein leichtsinniges Opfer der Drachen werden konnte.
Er
lehnte sich mit verschränkten Armen an die Felswand. Zum Schutz gegen die Kälte
trug er einen Pelzmantel, die Kapuze tief in die Stirn gezogen. Während er
seine überraschenden Besucher musterte, schob er sie herunter, zog die
Handschuhe aus und schlug den Mantel wie einen Umhang zurück. Besser gesagt,
während er Laith musterte. Seine grauen Augen begannen zwar zu glänzen, doch er
schien Eilika gar nicht wahrzunehmen.
»Willkommen
im neuen Winterquartier der el Zobeir, Laith von den el Haldhyn. Wie ich
feststelle, hast du es tatsächlich eilig, meine Schuld einzufordern.«
Kameradschaftlich grinsten sich die Männer an.
»Hauptsächlich bin ich hier, euch zu warnen«,
antwortete Laith und lehnte Hazims Angebot auf einen Platz an seinem Feuer ab.
»Wir müssen sofort weiter. Es gibt keine andere Möglichkeit, als die Drachen
dort zu besiegen, wo sie leben. Wir werden den Meister des Drachens wecken. Ihr
solltet in dieser Höhle bleiben, bis die el Haldhyn euch die Nachricht bringen,
dass es gelungen ist.«
Hazim nickte kurz. »Wir haben schon unsere
eigenen Erfahrungen mit den Ungeheuern gemacht. Wir werden auf eure Nachricht
warten müssen.«
Auch Eilika sah nahm ihre Mütze ab und sah an Hazim vorbei neugierig in
die große Höhle.
Nomaden saßen um Feuerstellen, über denen
gekocht wurde. Ein würziger Duft vermischte sich mit dem Geruch des brennenden
Holzes. Kinder liefen zwischen den bizarren Kalksteinformen hin und her. Im
Hintergrund konnte sie die Eingänge zu weiteren Höhlen sehen, aus denen die
Geräusche der Tiere zu ihr drangen. Eilika betrachtete alles und jeden sehr
eingehend.
Mit Ausnahme Hazims, der ebenfalls keinerlei
Notiz von ihr nahm.
Laith lächelte in sich hinein. Noch nie waren
sich zwei Menschen so bemüht nicht begegnet.
PJ,
der leise zum Eingang geschlichen war, sah vorsichtig um die Ecke. Er hatte
Angst, dass die Nomaden ihn für eines der Ungeheuer halten würden und blieb
lieber außer Sichtweite. Doch er hatte ein Geschenk für den Nomaden. Der Drache
lauschte dem Gespräch der Männer und spürte, dass eine respektvolle
Freundschaft die beiden verband. Neugierig hörte er weiter zu.
»Der zweite Grund meines Besuches, Shishkali,
ist natürlich eine kleine Bitte an dich.«
Hazim nickte betrübt.
»Die Reise könnte länger dauern als geplant.
Meine Kammer im Haldhyn muss also versorgt werden. Ich bitte dich daher, bis
die Drachen besiegt sind, ein wenig auf sie zu achten, und dafür zu sorgen,
dass sie bewohnbar bleibt.«
Zornig fuhr Eilika ihn an: »Wie kannst du auch
nur daran denken, einen Nomaden in den Haldhyn zu bringen?«
Hazim, der schon versuchen wollte, mit Laith
zu handeln, sah an Eilika vorbei in den Hintergrund der Höhle. Nachdenklich löste
er sein Zopfband und schüttelte die vielen geflochtenen Zöpfe, die ihm weit
über den Rücken reichten. Eben so groß wie Laith, hatte er die kräftigen Muskeln
eines Steppenreiters. Seine Bewegungen verrieten geschmeidige Kraft. Hazims
Augen begannen belustigt zu funkeln, im Dämmerlicht der Höhle wirkten sie fast schwarz
und geheimnisvoll.
Ohne dass sie es wollte, starrte Eilika ihn
gebannt an.
Im Gegensatz zu den meisten el Zobeir hatte
sich Hazim keinen Bart wachsen lassen, um sein Gesicht vor der Kälte zu
schützen, seine vollen, sinnlichen Lippen gaben dem Wort Favoritin eine ganz
neue Bedeutung. Dieser Mann würde sich als seine Favoritin nur die besten aller
Frauen aussuchen.
»Wie lange denkst du, el Haldhyn, wird die
Kammer ohne Anwesenheit einer Favoritin, von der man es so nicht sagen könnte,
sein? Wird sie möglicherweise überprüfen, ob ich achtsam mit deinem Eigentum
umgehe?«, fragte er.
Mit
so uninteressierter Stimme, dass PJ sich fragte, wie diese Spezies das machte.
In zwei Sätzen schien der Nomade ein ausführliches Gespräch zu verstecken ...
»Ich vermute, nach dem Schneesturm wird das
eine oder andere Gesicht in meine Kammer sehen. Es ist nicht sinnvoll, Frauen
in Kämpfe zu verwickeln, und viele Wege führen zum Haldhyn«, erwiderte Laith.
Der Nomade sah ihn gleichmütig an. Dann nickte
er kurz.
»Nun, eine Schuld ist eine Schuld.
Selbstverständlich werde ich sie begleichen. Nur könntest du feststellen, el
Haldhyn, dass dir dein Eigentum dann nicht mehr vollständig gehört.«
Schmunzelnd antwortete Laith: »Ich könnte
einen Ritt durch die Ebene, besser noch eines eurer wertvollen Pferde als
Ausgleich für den Verlust in Erwägung ziehen.«
Natürlich,
es hätte Hazim bestürzt, wäre diese Frau, die einen Favoriten hatte, ohne Wert gewesen.
Eilika, die dunkel ahnte, dass zwischen den
Worten etwas lag, das sie besser verstehen sollte, sah mit gerunzelten Brauen
von Laith zu Hazim.
Vorsichtig kam eine Kralle hinter den Felsen
hervor, die den Nomaden zu sich winkte.
»Du bist ein Freund meines Freundes, hab ich
recht?«
Hazim sah zu dem Drachen auf.
»Freund
ist ein schwerwiegendes Wort. Doch es könnte sein, dass ich für den Freund
eines Drachen, der so viel Verständnis für die wichtigen Dinge im Leben zeigt,
große Gefahren auf mich nehmen würde.«
Die Mori waren nicht die Meister der
Umschreibungen, soviel stand fest. PJ nickte beeindruckt.
»Ich habe für den Freund meines Freundes ein
Geschenk«, sagte er stolz. »Eigentlich sind es zwei.«
PJ
kramte in seiner Tasche herum, dann gab er Hazim eine Rolle.
»Darauf
stehen die Regeln für ein Spiel, welches das Lieblingsspiel meines Freundes
Degenhardt war. Übrigens sind die el Haldhyn sich ganz sicher, dass sie die el
Zobeir damit besiegen werden.«
Zufrieden beobachtete PJ, wie die Augen des
Nomaden ärgerlich aufblitzten. Dieses Spiel war nur interessant wenn alle die
Regeln kannten. Es konnte keinen unerlaubten Vorteil geben. Nicht bei
Degenhardts Spiel.
»Warum hast du das gemacht, Drache?« fuhr
Eilika ihn an.
Der
gab keine Antwort und grinste breit. Dann legte er eine Pfote auf die Schulter
des Shishkali und flüsterte ihm etwas ins Ohr, bei dem seine Augen groß wurden.
Als Hazim verstand, was der Drache ihm da geschenkt hatte, griff er nach einer
Pfote und schüttelte sie ohne Pause.
»Was hast du ihm gesagt?«, fragten Laith und
Eilika gleichzeitig.
Mit einem Hauch Arroganz in der Stimme
bemerkte PJ knapp: »Das ist eine private Angelegenheit«, und schob vorsichtig
ein Testobjekt der Meister zur Seite, dessen
Minuswerte ständig stiegen.
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