Wenn alles auf Lügen beruht

"Zwischen Niemals und Immer": Eine Leseprobe

Hier habt ihr einmal eine Leseprobe, die zeigt, dass das eigene Leben - in diesem Fall das Leben von Samantha - manchmal auf Illusionen gegründet sein kann. In dieser Szene erfährt sie etwas über ihren Vater.
   
Doch dass er offenbar als Privatmann da unten Care-Projekte … zusammen mit einer Frau, die … mir fehlten die Worte. Sogar die Gedanken dazu. Ich sah Chrystopher mit großen Augen an.
Da funktioniert so einiges nicht mit der Kommunikation in deiner Familie, oder?“, meinte er und musterte interessiert die beiden Menschen, die selbstversunken, Arm in Arm, eine Zusammen-gehörigkeit ausstrahlten, die mich sofort neidisch machte.
Klugscheißer“, fauchte ich und wollte wieder mal nur weg aus der Situation.
Ruhe, ich brauchte unbedingt Ruhe zum Nachdenken. Oder noch besser: „Kann ich das nicht gleich entscheiden? Das ich sterben will? Entscheide ich hier und jetzt. In so ein Durcheinander gehe ich ohnehin nicht zurück. Davon abgesehen, gibt es aber etwas ganz grundlegendes: Ich werde nicht mehr Tanzen können, da bin ich mir ziemlich sicher. Ein Leben ohne Tanz ist kein Leben für mich. Meine Entscheidung ist schon getroffen. Also?!“
Klär das mit Blanche, wir müssen ohnehin …“

Dads Handy klingelte.
Meine Güte Ulrike, ich kann dich kaum verstehen, so sprich doch deutlicher. Warst du wieder in deiner Klinik? Was ist denn los, um diese Zeit will ich generell nicht gestört werden, weil wir da im Meeting sind, das weißt du doch.“
Auch er wurde plötzlich kreidebleich. Schnappte nach Luft und bellte in sein Handy: „Wo? Welches Krankenhaus? Was ist passiert?“
Anscheinend dauerte es etwas, bis Mutter mit ihren aufgespritzten Lippen alles erklären konnte, dann legte Dad kommentarlos auf und griff zu seiner Jacke.
Samantha ist in der Uni-Klinik in der Notaufnahme. Sie hatte einen Unfall. Wenn ich Ulrikes Genuschel richtig verstanden habe, wird sie gerade in den OP geschoben. Sie wird vielleicht nie wieder Tanzen können. Es ist nicht einmal sicher, ob sie überlebt.“
Er rannte mit bleichem Gesicht durch die Tür hinaus.
Die unbekannte, unscheinbare, langjährige Geliebte meines schwerreichen und gesellschaftlich am anderen Ende der Skala lebenden Vaters, blieb, ebenfalls leichenblass, mitten im Raum stehen.
Sehr, sehr langsam ging sie zu einer Vitrine und nahm MEIN Bild heraus. Irgendein Solo aus einem meiner Ballette. Sehr gut, die Aufnahme, wie ich feststellte. Frau Unbekannt nahm aus der Schublade eine Kerze, stellte sie langsam in einen Kerzenständer und zündete sie an. Zog einen Stuhl davor, setzte sich und sagte leise: „Ach Samantha, ich habe dich schon so oft Tanzen gesehen. So perfekt und so einsam. Beschützt sie, wer immer auch da oben sein mag, steht ihr bei!“
Dann weinte sie.

Sag mal, ist diese Frau von allen guten Geistern verlassen? Beschützt sie, was meint sie damit? Das ist jetzt aber mehr als grenzwertig, nicht wahr? Die Geliebte meines Vaters weint um mich? Frechheit. Was soll denn DAS?“ Ich war wirklich empört und entsetzt.
Über meine Eltern auch. Vater hatte eine Gaby, Ulrike einen betrunkenen Maler, der mein Vater sein sollte. Zumindest mal gehabt. Meine heile Welt beruhte also auf nichts anderem als Lügen?
Chrystopher sah mich mit einem ganz seltsamen Blick an, der mich noch wütender machte.
Da bröckelt eine Fassade, scheint mir. Sorry, ist mir so raus gerutscht. Komm, Blanche wartet nicht gerne und ich möchte zurück zum Training. Das war doch auch genug für´s erste, oder?“

 Was wird sie tun? Was werden ihre Eltern tun? Das erfahrt ihr hier:

Erhältlich als e-Book und Print bei Amazon unter dem Autorennamen Amanda Bryndis


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