Nach dem 2. Frühstück ... der versprochene Schnipsel. Diesmal Fantasy
Romantische Romane, Liebesgeschichten mit etwas ganz Besonderem, schreibe ich ja sehr, sehr gerne. Teil II von "Blessed be, sister" gestaltet sich gerade in meinem Kopf als Hintergrundprogramm.
Aktuell ist allerdings "Sas a Moris Orakel - Der Winter", Teil III der Saga um den Drachen PJ an der Reihe. Wird noch ein paar Monate meine tagtägliche Hauptbeschäftigung sein - wenn ich nicht gerade mit den Enkelkindern herumtobe.Und hier ist der versprochene Schnipsel:
...
Aktuell ist allerdings "Sas a Moris Orakel - Der Winter", Teil III der Saga um den Drachen PJ an der Reihe. Wird noch ein paar Monate meine tagtägliche Hauptbeschäftigung sein - wenn ich nicht gerade mit den Enkelkindern herumtobe.Und hier ist der versprochene Schnipsel:
...
Der Archivar sah
überrascht auf. Er saß an einem Tisch vor langen Reihen von Regalen
und erhob sich: „Rat de Thorn, Rat de Bhaird, womit kann ich
Euch dienen?“
Sofort tauchte eine
völlig neue, zweite Lösung in Melvilles Gedanken auf.
Bisher hatte er
weder Interesse an alten Schriften, noch an der Reisekuppel, noch am
Archivar gehabt. Er musterte den Mann mit gerunzelter Stirn. Der
Archivar … Benötigte Alastair nicht im Grunde eine Aufsicht?
Unauffällig, diskret und nicht als solche zu erkennen?
Möglicherweise könnte der Mann … Gewöhnlich befasste sich Iyette
damit, Dienstboten auszusuchen (oder aussuchen zu lassen?), doch
Alastairs Situation war ganz sicher eine Art Notfall.
Besser formuliert:
die Situation als Vater eines Alastairs war ein eklatanter Notfall.
Melville betrachtete
den Archivar noch immer nachdenklich. Ein Mann voller Gegensätze.
Eine angenehme,
sanfte Stimme, feingliedrige Hände, Musikerhände, wie
Melville sofort dachte, der ganze Mann jedoch eher vierschrötig,
kräftig. Augen voller Wehmut?, Traurigkeit?, in kantigen Zügen. Die
Schürze mit Flecken von Leim und Farbe über einem blütenweißen,
frisch gestärkten Hemd. Auf dem Tisch vor ihm waren etliche der
Bücher und Schriften, die hier lagerten, ausgebreitet. Ein Gefäß
mit übel riechender Flüssigkeit und einem Pinsel darin zeigten,
dass emsig Schäden daran behoben wurden. Ein ruhiger, überlegter,
sorgfältiger Mann?
Neben dem Archivar
beugte ein schmächtiger Junge den Kopf über ein Buch, dessen
Blätter sich gelöst hatten. Braunen Locken verdeckten ein hübsches
Gesicht, das verlegen errötete.
Melville lächelte
freundlich und fragte: „Seit wie langer Zeit betreust du das
Archiv?“
„Seit ich in den
Mammutwäldern lebe, Rat de Thorn“, der Mann überlegte, „Es
dürften sechs Jahre sein.“
„Du kennst jedes
einzelne Stück in dieser Höhle, nicht wahr?“ fragte er.
Der Archivar
schüttelte den Kopf: „Dazu sind die gesammelten Schriften und
Bücher zu umfangreich. Allerdings hatte ich Gelegenheit, Dinge über
Nasdhoor zu erfahren, die nur wenige Menschen wissen. Ich, und mein
Sohn.“
Liebevoll legte der
Mann eine Hand auf die Schulter des Jungen.
Melville nickte
abwesend, womit sollte er beginnen?
Die
vielversprechende Idee einer unauffälligen Aufsicht für Alastair zu
sondieren oder besser zuerst nach einer neuen Herausforderung für
seinen Sohn suchen? Er entschloss sich, den Mann noch etwas zu
beobachten.
„Rat de Dhaunn ist
mithilfe dieser Plattform gereist?“, fragte er schließlich, und
deutete auf die große Glaskugel in einer Nische der Kristallhöhle.
Sie reichte fast bis zur Decke. Mit einem Durchmesser von etlichen
Metern war sie beeindruckend groß.
Der Archivar nickte,
die Männer gingen zu einer Glaskuppel, die sich geräuschlos teilte.
In ihrem Inneren
stand eine große Marmorplattform auf einem Sockel. Die Landkarte
Nasdhoors war wie ein Relief in ihre Oberfläche eingemeißelt,
schimmernde Linien verbanden, Brücken gleich, über Länder und
Meere hinweg, Orte miteinander.
„Wie? Wie ist
Aleathan damit gereist?“ fragte Rat de Bhaird perplex.
„Rat de Dhaunn
besaß einen Kristallstab. Was er damit gemacht hat, weiß ich nicht,
er stieg einfach auf die Plattform. Gewöhnlich leuchtete ein helles
Licht auf und der Rat verschwand darin. Er bezeichnete die
leuchtenden Linien als Reiserouten. Es hat auch ursprünglich nur
zwei davon gegeben, nun sind es ihrer viele“, antwortete der
Archivar.
Ohne je eine
Erklärung dafür zu finden, sahen die wenigen Benutzer des Archivs,
kurz vor Aleathans Verschwinden, eine Plattform, auf der jede
einzelne Linie erleuchtet war. Da keine der Diskussionsrunden, nicht
einmal der Rat der Ahlfahr selbst, an einer Erklärung interessiert
war, geriet dies schon bald in Vergessenheit.
„Was bedeuten
sie?“ Rat de Thorn deutete nachdenklich auf Symbole, die den Rand
des Marmors zierten. Glichen sie nicht denen, die sein Sohn in Händen
gehalten hatte?
Der Archivar wog
bedächtig den Kopf: „Das ist niemandem bekannt. Allerdings, in den
letzten Jahren ist es meinem Sohn und mir gelungen einige wenige zu,
zu, man könnte sagen in Etwas zu übersetzen. Es scheint eine
sehr, sehr alte Sprache zu sein.“
„Ist dein Sohn an
Sprachen interessiert? Nein? Dann lass uns das Archiv durchforsten,
nach altem, geheimnisvollem Wissen oder Ähnlichem.“ Ihan de Bhaird
wollte schon zu den Schriften der Vergangenheit eilen.
Haben wir das
nicht schon gefunden?, dachte Melville, dann hielt er seinen Freund
zurück, während er sich überrascht dem Jungen zuwandte. Einige
Minuten, in denen der Sohn des Archivars immer unsicherer wurde,
forschte er in seinem Gesicht. Nach einer ganzen Weile sah Melville
seinem Freund an, öffnete die Hände und reichte sie ihm.
Mit gerunzelter
Stirn griff Ihan danach, was wollte Melville mit ihm teilen?
… Sie standen in
Alastairs Zimmer. Sahen in ihren Gedanken das von braunen Locken
umgebene Knabengesicht mitten darin. Verzweifelt, ratlos. Alastair,
mit einer Folie voller merkwürdiger Symbole in der Hand, schien, in
tiefste Trauer versunken, nur mühsam Worte zu finden. Bleich, wie
auch der Junge, sprach er schließlich: „Du hast Recht, zu viele
sind gestorben. Ich werde also den Winter beenden, damit ihr Tod
nicht sinnlos gewesen sein soll. Und nur DAS, was
du vorschlägst, wird sie dazu bringen.“ …
Die Männer sahen
sich völlig perplex an. Alastair? Den Winter beenden? Peinlich
berührt von dem Übermaß an Gefühlen, das ein Ahlfahr gezeigt
hatte, erwähnte keiner der beiden die Tränen in Alastairs Augen.
Rat de Bhaird
räusperte sich, schüttelte erstaunt den Kopf und meinte endlich:
„Aber warum sollte einer der unseren sich um Menschen oder
den Winter sorgen? Er beeinträchtigt uns doch in keinster Weise.“
Kommentare
Kommentar veröffentlichen